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4. Magazingenossenschaften werden errichtet zur Beschaf-
fung gemeinsamer Verkaufs- und Lagerräume für die innerhalb der Einzel-
werkstätten hergestellten waren.
Aufgaben: a) Die Verfassung der deutschen Gerichte, d) Zu-
ständigkeit der Gerichte beim Strafverfahren und beim Zivilverfahren,
c) wie wird das Mahnverfahren richtig ausgeführt? d) wie die Zwangs-
vollstreckung? e) Die Wahl der Beisitzer eines Gewerbegerichts, t) l. welche
Innungen, 2. welche gewerbliche Genossenschaften bestehen in deiner Ge-
meinde? g) welche Aufgaben erfüllen sie? h) Die Tätigkeit der Ge-
werbekammer.
y. stuf der Wanderschaft.
„wem Gott will rechte Gunst erweisen.
Den schickt er in die weite Welt."
Nachdem auch Gskar die Gesellenprüfung mit gutem Erfolg
bestanden hatte, verließen beide ihre Meister und Meisterinnen.
Wilhelm konnte vor innerer Bewegung wenig sagen, was dankte
er aber alles dem Manne! Auch Gskar kam und nahm ebenfalls
Abschied von Kalkes. Oie Meisterin steckte jedem ein kleines Tannen-
reis an den Hut. „vergeht uns nicht. Glück auf die Reise. Grüßt
Vater und Mutter!" Es war ein frohes wiedersehen, als Wil-
helm und Gskar zu Hause eintrafen.
Acht Tage hatten verschiedene Handwerker allerhand Be-
stellungen für Bindewalds Löhne zu besorgen: zwei richtige „Ber-
liner", genau so praktisch, wie sie der Vater getragen hatte, das
zweite paar Stiefel, Schuhe usw. Mutter suchte die besten Stücke
aus dem Wäscheschatze. Vater brachte zwei lederne Geldtäschchen
an Riemen, um den hals zu tragen. In jedes steckte er einige
Goldstücke, wie hatte er sich auf diesen Augenblick gefreut!
„Ihr sollt nun nach fleißiger Lehrzeit als Iung-Gefellen euer
Vaterland durchwandern, sollt es kennen und lieben lernen, wie
mirs beschieden war. Kreilich hatte ich kein Goldstück, aber es
ist auch so gegangen! Zu meiner Kreude sehe ich jetzt Studenten,
Gymnasiasten u. a. Schüler wieder zu Kuß reisen. So sollt auch
Ihr Euer liebes Schlesierland wandernd kennen lernen. Tun die
Küße gar zu weh, so fahrt ein Stück, habt Ihr die Reisepässe,
die Eisenbahnkarte und die andere Rarte mit Berg und Tal da-
rauf? Auch das Nähzeug, die Tropfen, das Pflaster, Bindfaden,
Nnäpfe, das Waschzeug?" — Er sah nach allem, war er doch Soldat
und vordem ein Wanderbursche gewesen.
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gelernt?" — Da sah Wilhelm den Armen an, ja er war es, es war
kein Zweifel — „Robert!" Line lange pause. —
„Komm mit!" „Wohin?" „Nach Nürnberg." „Ich so-----------------
mit Luch?"----------
Wilhelms Augen wurden feucht — er hörte eine leise Stimme
im herzen: „wer zwei Röcke hat, gebe dem einen, der keinen hat."
Lr schnallte den Berliner ab, zog die andere Zacke heraus
und reichte sie ihm. „Vielleicht paßt sie dir?"
Wahrscheinlich hätte die Mutter gescholten, hätte sie gesehen,
daß Gskar ein Hemd gab, weil Roberts Hemd zu schmutzig, zu
zerrissen — zu sehr voll Ungeziefer war.
Der Arme wusch sich lange und gründlich mit Seife am Bache,
ehe er das reine Hemd anzog. —
„Lr ist auch Tischler", sagte Wilhelm, wie um sich zu ent-
schuldigen.
„Lr ist ein Landsmann", meinte Oskar.
„Lr ist ein Mensch", entschied der Bäcker, indem er sagte:
„Die Sohlen sind schon dünn, aber sieh zu, ob du reinkommst."
Robert war es wie im Traum, als er jetzt mit ordentlichen
Stiefeln, in einer ganzen Zacke, wie er sie seit Zähren nicht gehabt,-
ach was war das alles gegen das Schönste — mit gutenmen-
schen dahinschritt.
Mit einem Male schien ihm der Boden unter den Zützen zu
schwinden,- hinter der Waldecke stand mit Seitengewehr und
Karabiner am Lederriemen — der Gendarm.
Sein Auge funkelte. Zm stillen wiederholte er sich den Steck-
brief: schwarzes haar und schwarzer Schnurrbart, ganz zerlumpt,
grüner Rock, zerrissene Stiefel------unter den vieren, die grüßend
vorüberzogen, war der Gesuchte nicht! Sie schritten weiter.--------
„Du siehst so blaß aus, Robert —"
„Laßt nur, das gibt sich bald, nur weiter, weiter." — Bald
ward die Grenze überschritten. Über Hof ging die Wanderschaft,
übers tannengrüne Zichtelgebirge, über Vagreuth in die malerische
fränkische Schweiz.
Bei Erlangen fing aber ein Landregen an. Da zogen sie doch
vor, mit der Bahn nach Nürnberg zu fahren.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelms Wilhelms Roberts Wilhelm Wilhelm Oskar Robert_—"
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in der einst ein Nürnberger Meister so wunderschön gesungen,
daß kein Geringerer als Goethe ihn gepriesen hat:
Gin' Lichkranz ewig jung belaubt,
Den setzt die Nachwelt ihm aufs Haupt
In Jroschpfuhl all das Volk verbannt,
Vas seinen Meister je verkannt.
Als die Lonne längere Schatten warf, da tanzten, taumelten
die Gesellen — dabei kamen kleine Sticheleien vor, die Ruhe und
Gelassenheit führten nicht mehr das Steuer, Wüste Lchimpfreden
stogen hinüber und herüber. Vergebens suchten die Vorstände,
Frieden zu stiften, bald fing ein wütendes Raufen an, Freunde
griffen helfend zu, sie hieben mit Spazierstöcken zu, Stühle zerbrachen
im Tumult. Der händeringende Wirt war froh, als ein paar
riesige Gendarmerie-Wachtmeister erschienen.
Was für ein Bild beschien der aufgehende Mond! Bader
legte Linden um blutende Röpfe und Zäuste.----------
„Diese jungen, prächtigen Männer, im Grunde so gut, wie
traurig sehen sie nun aus! Da liegen sie in ihrem beschmutzten,
zerrissenen Sonntagsstaat mit der unendlichen Übelkeit in Magen
und Ropf. Und der ganze Wochenlohn ist hin!"
Wilhelm war es, der es sagte. Uber der nun schon wieder be-
ruhigte Wirt meinte:
„So Han mir hoit, mir veutsch'n, mir müass'n unsa Bier hob'n,
und d'mannsbilder (— Mannaleut) müass'n raffa. vö andern
Burscha machen's ja grod so!"
Oa donnerte Wilhelm los:
„Schämen Sie sich, Sie sind —"
„Ruhe", rief ein Wachtmeister, „Sie scheinen der Anstifter zu
sein". Oer Wirt nickte geflissentlich-----
Plötzlich fühlte sich Wilhelm am Arme gepackt, mit fortgerissen,
zum Laufen gezwungen, so daß der wohlbeleibte Wachtmeister
bald die Verfolgung aufgeben nutzte.
Robert war es, der auch mit nüchtern geblieben war. „Ich
sah die Gefahr, wer weitz, ob du nicht viel Lauferei, Termine,
k)aft und Rosten gehabt hättest. Unser Vauerlauf spart dem Amts-
richter die Bemühung, dich freizusprechen, wenn er dich trotz der
zweifelhaften Zeugen für unschuldig erklärt hätte."
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Extrahierte Personennamen: Goethe Wilhelm Wilhelm Wilhelm
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flm Montag sah es in den Tischlerwerkstätten böse aus. Mehrere
Gesellen „machten blau", andere wankten blaß und müde einher.
Eine Anzahl kleiner Unfälle kam vor,- gar manches gute Brett
ward verdorben, was sagt die Statistik der Berufsgenossen-
schaften?
Oie meisten Unfälle ereignen sich am Montag. —
flm nächsten Donnerstag war Vereinsabend im Garten des
„Gelben Hahns".
„werte Mitglieder", redete Wilhelm seine Nollegen an, von
denen einige noch Binden trugen, „es war kein schöner Ausflug!
wir könnten mehr Nutzen von unsern Sonntagen haben, wenn wir
sie zu Ausflügen verwendeten und die schönsten Punkte der
Umgegend aufsuchten".
„Oer Schlesier hat recht", hieß es. Sie fanden einen jungen
Lehrer von der Gewerbeschule, der Soldat gewesen war und ein
herz fürs wandern hatte. Er führte die jungen Männer nach
allen geschichtlich merkwürdigen Orten und allen schönen Punkten
des umliegenden Zrankenlandes. Er brachte ihnen auch Lust am
Sport bei. Als ehemaliger Soldat verstand er sich gut auf das
Kcnctenleien1) und war daher befähigt, die jungen Leute in diese
Uunst einzuführen. Allerhand Gefechtslagen wurden ausgedacht.
Er hatte bald eine stattliche Zahl junger, frischer Leute um sich
gesammelt, mit denen er Entfernungen schätzte. Er begann erst
auf dem Schießplatz mit der Metzkette. Dann ging es hinunter
an den Zlutz, dann in die Ebene, später bergauf, bergab, endlich
über das Tal und über die Anhöhe. Auch Geländespiele trieben sie.
Großes Vergnügen bereitete es ihnen, wenn sie schon Sonntag
nachts aufbrachen und den ganzen folgenden Tag wanderten und
sich dabei das Zrühstück und das Mittagsmahl wie beim Militär
selbst bereiteten.
Einmal schwammen sie im Teich. Obwohl sich alle körperlich
ausarbeiten mutzten, waren ihre Gestalten zum Teil verkümmert
im vergleich mit dem harmonischen Körperbau des Lehrers, der
ein fleißiger Turner war. Ein paar erklärende Worte, daß Turnen
die Brust weite, herz und Lungen beeinflusse, genügten, und statt
1) „wie lerne ich eine Rarte lesen und wie orientiere ich mich nach
derselben im Gelände?" Erläutert durch Beispiele an der Hand der Ge-
neralstabskarte für das Deutsche Reich von Meißner, Oberst z. D.. Dritte
erweiterte Auflage. Verlag von E. Heinrich in Dresden und Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrich Heinrich
193
<
Geschäft, als es bei der Ausschreibung für die Möbel des neuen
Standesamtes den Zuschlag erhielt. Wilhelms sicheres Stilgefühl
hatte den Raum so würdig und schön ausgestattet, daß er allgemeine
Anerkennung und Bewunderung fand,- kein Wunder, daß die Zahl
der Bestellungen und der Runden größer wurden! —
Oskar war seinem Zuge zum Großbetriebe gefolgt und war
bald Werkmeister in einer Werkzeugmaschinenfabrik geworden.
Verständnisvoll erfaßte er die Gedanken und wünsche der Fabri-
kanten, die Bestellungen machten, und setzte sie durch veränderte
Anordnung der Maschinenteile in Wirklichkeit um. Oer Direktor
der Fabrik erkannte schon nach Jahresfrist, was man an dem jungen
Werkmeister Lindewald hatte. Oer kluge Mann kargte nicht mit
klingender Anerkennung.
Trotz all der Erfolge blieben die jungen Männer bescheiden.
Sie liefen der Ehre nicht nach, darum folgte sie ihnen. Ihre Einfach-
heit schützte sie vor Verfolgungen des Neides. Sie ließen sich,
in dankbarer Erinnerung an so manche Förderung in der schönen
Jugendzeit, zu den jüngeren Lerufsgenossen im Gesellenverein
und Lehrlingsheim herab. Manche Aufklärung, mancher Rat für
die Weiterbildung, für die Wanderschaft, wurde erteilt, mancher
aufkeimende Streit verhindert. Zuweilen gaben sie auch Bilder
aus der Fremde und erzählten von ihren eigenen Erfahrungen.
Bei solch einer Gelegenheit war es, wo ich Wilhelm Bindewald
zum letzten Male sah. vor ihm saß schweigend eine Schar junger
Leute, die sich im Lehrlingsheim zusammengefunden hatten,
um einem seiner Vorträge beizuwohnen. Obwohl er schon lange
gesprochen hatte, herrschte doch noch die strengste Aufmerksamkeit
und an den Mienen der Zuhörer sah man, daß die Worte des Mannes,
der mit bewegtem Herzen sprach, auf die jugendlichen Gemüter
wirkten. „Zn die Fremde müßt Ihr ziehen," schloß er seine Ansprache,
„nur von der Fremde aus müßt Ihr Euer Vaterland betrachten.
Dann erst werdet Ihr schätzen, wie weit Deutschland auf allen
Gebieten andern voraus ist und werdet mit freudigem Stolze
Leib und Seele in den Dienst des Vaterlandes stellen."
Die Meisterprüfung.
Oie Meisterprüfung wird vor der Prüfungskommission abgelegt,
die von der höheren Verwaltungsbehörde errichtet wird. Oie
Meister Bindewald als Bürger. Gewerbl. Uusg. f. Preußen. 13 «
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Lindewald Wilhelm_Bindewald Wilhelm Bindewald